Ein Kommentar zum Deutschlandfunk.de Verbrauchertipp 11.5.2020 11:45

https://www.test.de/Haferdrinks-im-Test-Drei-schmecken-sehr-gut-5602858-0/

Leere Regale: Fluch oder Segen?
Langsam reicht’s! Bisher war es mir relativ schnuppe, dass in den letzten Wochen so manches Produkt im Supermarkt vergriffen war. Schmerzlich hat es mich nun aber getroffen, als ich vergangene Woche vor fast leeren Regalen meiner geliebten Pflanzendrinks stand! “Jetzt hamstern sie sogar uns Veganern noch die Lebensmittel weg!”, schoss es mir durch den Kopf. Oder darf ich bejubeln, dass die Konsument*innen allmählich umdenken und Alternativen zur Kuhmilch kaufen? 😉
Haferdrinks sind unter den veganen Pflanzendrinks derzeit erste Wahl: Innerhalb der letzten 2 Jahre hat sich ihr Absatz verdoppelt. Stiftung Warentest hat die beliebte Milchalternative nun äußerst positiv bewertet.

Verbrauchertipp im Deutschlandfunk
Tatsächlich erfreut hat mich, dass im Deutschlandfunk Haferdrinks als pflanzliche Milchalternative aufgrund der guten Testergebnisse der Stiftung Warentest als Verbrauchertipp präsentiert wurden. Je häufiger und normaler auf unterschiedlichen Kanälen über die Vorzüge pflanzlich basierter Lebensmittel berichtet wird, umso eher hält die Ernährungsweise Einzug in die Mitte der Gesellschaft!
Gerade Haferdrinks eignen sich meines Erachtens sehr gut für den Umstieg von Kuh- auf Pflanzenmilch und somit prima für die Einstiegsphase in die vegane Ernährung. Das erquickende Urteil der Stiftung Warentest kann dabei absolut förderlich sein.
Die ausführlichen Testergebnisse könnt ihr euch gleich bei Stiftung Warentest ziehen (https://www.test.de/Haferdrinks-im-Test-Drei-schmecken-sehr-gut-5602858-0/). Nur um den ultimativen Geschmackstest müsst ihr euch selbst kümmern. 😉

Testergebnisse im Überblick
18 verschiedene Drinks aus Supermärkten und Drogerien sind getestet worden; 14 davon biozertifiziert. Ausschlaggebend waren das sensorische Urteil der Testenden, der Nährstoff- und Schadstoffgehalt in den einzelnen Sorten sowie die Nutzerfreundlichkeit der Verpackung.
Als Sieger hervor ging die Bio-Hafermilch „Smellk Hafer Liebe Klassik Bio“ von Smöllk (ohne Kalzium). Bei den mit Kalzium versetzten Pflanzendrinks machte die Hafer Barista Edition von Oatly das Rennen. Ebenfalls mit “gut” bewertete Drinks (ein “sehr gut” wurde nicht vergeben) sind von Provamel, Aldi, Alnatura und dm zu erhalten. Nur die Eigenmarken von Netto und Kaufland (Vorsicht, Nickel identifiziert) haben mit “befriedigend” die schlechteste Note erhalten. Die Schadstoffbilanz war positiv; keine getestete Hafermilch wies Keime, Hefen oder Schimmelpilze auf. Damit kann sich das Testurteil alles in allem sehen lassen.

Pro Haferm*lch!
Grundsätzlich ist es empfehlenswert, mit Kalzium versetzte Pflanzenmilch zu kaufen. Damit optimiert man seine Grundversorgung mit dem Nährstoff (ein Glas entspricht dann etwa einem Drittel des täglichen Kalziumbedarfes eines Erwachsenen und wäre somit identisch mit dem Kalziumgehalt von Kuhmilch). Im Vergleich ist sie weniger eiweißhaltig (ca. ⅓ weniger), enthält im Gegensatz dazu aber mehr Ballast- und Nährstoffe. Der durchschnittliche Kaloriengehalt von Hafermilch ist vergleichbar mit dem von fettarmer Milch.
Wenn du auf die Drinks von Oatly zugreifst, sicherst du dir aufgrund des enthaltenen Rapsöls auch noch Omega-3-Fettsäuren. [In den meisten anderen Sorten ist Sonnenblumenöl enthalten, was ein schlechteres Omega-6-Omega-3-Verhältnis hat.] Hafermilch enthält per Herstellungsprozess (Enzyme bauen die Stärke im Hafer zu Zucker ab) einen geringen Anteil Zucker. Wenn du davon komplett Abstand nehmen möchtest, fällt deine Wahl auf die “Alpro Hafer ungesüßt”.

Auch in Sachen Umweltverträglichkeit punktet Haferm*lch. Die Anbaugebiete für Hafer liegen in Deutschland (z. B. Alnatura, Kölln, Rewe), die der anderen 11 Hersteller zumindest in Europa. Kurze Transportwege sind damit gesichert. Ebenfalls zu notieren sind die geringere Phosphatbelastung der Gewässer durch Haferm*lch und der eklatant geringere Wasserverbrauch in der Herstellung. Bei der Ökobilanz prallen Welten aufeinander: Pro Liter Kuhmilch fallen ca. 250 Liter Wasser an, während 1 Liter Haferdrink nur etwa 3,4 Liter Wasser verlangt. Schluck das, Konsument! Der gesamte Produktionsprozess eines Haferdrinks verursacht 70% weniger schädliche Klimagase als Kuhmilch. Ein Liter Haferm*lch produziert 0,6 Kilogramm CO2-Äquivalent, bei Kuhmilch sind es 2,2 Kilogramm.
Ein weiteres unschlagbares Argument pro Hafer: für Pflanzendrinks bezahlt kein Tier.

Keine Milchmädchenrechnung
Kuhmilch wird ureigentlich von einer Kuh (Mutter) zur Aufzucht ihres Kalbes (Kind) produziert. Doch für solche Familienromantik ist in der Milchindustrie kein Platz. Kühe werden in der Milchindustrie wie Maschinen behandelt. Um die menschlichen Konsumbedürfnisse zu stillen, werden sie zu Hochleistungsmilchproduzenten gezüchtet. Kühe werden in viel zu jungen Jahren künstlich befruchtet (Reminder: nur eine Mutter gibt Milch) und zur Aufrechterhaltung der Milchproduktion auch immer wieder besamt. Ihre geborenen Kälber nähren sie dabei nicht. [Bizarrer fun fact: Die Kälber werden mit Milchersatzprodukten zufriedengestellt.] Sie werden mit Kraftfutter gemästet, zu unnatürlich hoher Milchproduktion getrimmt und mit Antibiotika gegen die aus der widernatürlichen Haltung resultierenden Krankheiten zu immunisieren versucht. Die Milchkühe verbringen ihr Dasein meist nur im Stall (¼ aller Milchkühe sogar noch in Anbindehaltung) auf hartem Beton- oder Spaltenboden. Können sie ihrer Rolle als Milchmaschine nicht mehr gerecht werden, weil sie vor lauter Stress, Überstrapazierung und Krankheit ausgedient haben, werden sie als wertloses Abfallprodukt meist mit 4 oder 5 Jahren geschlachtet. Dabei liegt die natürliche Lebenserwartung einer Kuh bei 20 Jahren.
Die männlichen Kälber werden gleich ausrangiert, da sie nicht als Milchgeber fungieren. Somit forciert jede*r Käufer*in von Kuhmilch und Milchprodukten nicht nur die grausame Realität der Kuhhaltung, sondern toleriert auch die Kalbfleischindustrie.*
[*https://www.peta.de/milch-hintergrund]

Wie gut, dass es pflanzliche Alternativen gibt. Nicht, oder?

Haferm*lch aus der Flasche
Was mich aber häufig doch stört, ist die Verpackung der No-Dairy-Produkte. Unser Unverpackt-Laden in Jena, das Jeninchen (http://unverpackt-jena.de/), schafft hier jedoch seit einiger Zeit Abhilfe, indem er die Flaschen der Marke Voelkel (https://voelkeljuice.de/pressemitteilung/hafer-drink/) ins Sortiment aufgenommen hat. Der Haferdrink schmeckt super angenehm, hat nur eine ganz leichte Süße und landet seitdem bei uns im Kühlschrank.

Welche Sorte pflanzlicher Milchalternativen kaufst du dir immer? Welche schmeckt dir am besten? Bist du sogar DIY-Künstler und stellst die Haferm*lch selbst her? (Falls du es tatsächlich mal ausprobieren möchtest, findest du hier ein praktisches Rezept.)

Haferm*lch selbst gemacht
Jetzt hast du dich davon überzeugen lassen, dass du im Supermarkt mit Haferdrinks top Alternativen zu Kuhmilch findest! Vielleicht kribbelt es dich aber in den Fingern und du möchtest selbst tätig werden. Dann probiere es doch mit nachfolgendem Rezept für einen Liter Haferm*lch made by yourself.

Zutaten:
1 L kaltes Wasser
50-100 g zarte Haferflocken
1 Prise Salz
optional 3-5 Datteln zum Süßen*

* Die natürliche Süße bei Haferdrinks aus dem Handel entsteht durch Fermentationsprozesse, bei denen ein Teil der im Hafer enthaltenen Stärke umgewandelt wird. Bei deinem Getränk ist das nicht der Fall, sodass du auf den süßen Geschmack verzichten müsstest. Oder einfach Datteln hinzufügst.

Utensilien:
Standmixer oder Stabmixer – je leistungsfähiger desto besser
feines Sieb / dünnes Geschirrtuch / Nussmilchbeutel

Zubereitung:
Gib alle Zutaten zusammen in den Mixer und wirbele sie für 2 Minuten auf hoher Stufe ordentlich durch. Obacht: Sollte sich das Wasser dabei zu sehr erwärmen, kann es passieren, dass du Haferschleim draus machst. Als vorbeugende Maßnahme helfen 2 Eiswürfel.
Die fertige Flüssigkeit drückst du durch das Sieb/ Tuch oder den Nussmilchbeutel. Wie fein du dabei vorgehst, hängt davon ab, welche Konsistenz deine Haferm*lch haben soll.

 

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